Sommerwind by Gabriella Engelmann

Sommerwind by Gabriella Engelmann

Autor:Gabriella Engelmann [Engelmann, Gabriella]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426423042
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2014-03-09T23:00:00+00:00


25. Kapitel

Mittwoch, 19. Februar

Glücklicherweise blühte Leevke nach ihrer Ankunft am Samstag auf, und ihr Gesicht bekam wieder Farbe.

In den vergangenen vier Tagen hatten wir gemeinsam die Stadt erkundet, waren am Hafen gewesen, an der Alster, an der Elbe und in der Kunsthalle.

Heute stand die spirituelle Seite Hamburgs auf dem Programm, die sich mittlerweile in der kaufmännisch geprägten Hansestadt immer größerer Beliebtheit erfreute. Nachdem wir am Vormittag in einem Hexenladen und bei Wrage im Uni-Viertel gewesen waren, betrachteten wir nun das liebevoll zusammengestellte Sortiment der Buchhandlung Sommernachtstraum im Szene-Stadtteil St. Georg.

Leevke war vollkommen aus dem Häuschen angesichts der kompetenten Fachberatung und der vielen Bücher, die sie noch nicht kannte. Staunend lauschte ich dem Gespräch zwischen ihr und der Buchhändlerin und dachte nicht zum ersten Mal, dass Leevke irgendwie nicht von dieser Welt war.

Es fielen Begriffe wie Kraftorte, Magisch Reisen, Druiden und Elfenhausarchitekten – und ich verstand mal wieder nur Bahnhof.

Schwer bepackt verließen wir den Laden. Leevke hatte an die zehn Bücher und anderen Schnickschnack gekauft und eine Menge Geld ausgegeben.

»Irre, was diese Frau alles weiß«, stieß sie ehrfurchtsvoll hervor. Auf dem Gehsteig vor dem Sommernachtstraum thronte eine große Buddha-Statue aus Stein mit einem geringelten Strickschal um den Hals, die ich sofort fotografieren musste, Leevke stellte sich daneben.

»Darf ich dich als Dankeschön, dass du den ganzen Tag so geduldig gewartet hast, auf ein Stück Kuchen einladen? Dieses Café hier sieht nett aus«, schlug sie vor, nachdem ich ungefähr zehn Bilder aus allen erdenklichen Perspektiven geschossen hatte. Ich schmunzelte, denn wir standen vor dem Gnosa, einem beliebten Treffpunkt der Hamburger Gay-Szene.

Eine Zeitlang war ich hier häufig mit Tim frühstücken gewesen, denn ich liebte das gemütliche, ein wenig plüschige Interieur mit den goldpatinierten Wänden und einladenden Samtsesseln.

»Gute Idee«, freute ich mich und öffnete die Tür. »Ich brauche dringend eine Stärkung, außerdem ist mir kalt!«

In den letzten Tagen lagen die Temperaturen deutlich unter null, nichts für verfrorene Menschen wie mich.

Zum Glück ergatterten wir einen Platz im hinteren Teil des Raumes, der auch als Ausstellungsort für Hamburger Künstler diente.

Leevke schaute sich mit großen Augen um, ein seliges Lächeln auf den Lippen.

»Mann, ist ja umwerfend hier! Warum haben wir so was nicht auf Föhr!?«, sagte sie und verstaute ihre Tüten hinter dem Sessel, dessen Füße beinahe vollständig in dem hochflorigen Teppichboden versanken. Ich setzte mich an den runden Marmortisch.

»Dafür habt ihr andere schöne Cafés, zum Beispiel das Aquamarin.«

Sehnsuchtsvoll dachte ich an das traumhaft gelegene Bistro am Strand von Wyk mit den großen Panoramafenstern und dem hellen, freundlichen Interieur. Auch dort hingen ausgefallene und teils sehr lustige Bilder, wie zum Beispiel drei rundliche Strandschönheiten mit bunter Kleidung und riesigen Sonnenbrillen oder zwei rothaarige Meerjungfrauen, die sich lässig auf Barhockern an einem Bistrotisch räkelten.

»Weißt du, ob es geöffnet hat, wenn ich auf Föhr bin?«

Leevke wirkte einen Moment lang so, als wüsste sie nicht, wovon ich sprach, so sehr war sie in die Speisekarte vertieft. Doch dann hob sie den Kopf, schaute mich kurz an und schien wieder in die Realität zurückzufinden.

»Äh … soweit ich weiß, machen die in der Woche vor dem Biike wieder auf.



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